TAG 42 – Montag 26. August 2013
Pünktlich um 8:00h laufen wir in den Hafen von „Sisimiut“ ein und machen an der Pier fest - seit unserer Abfahrt in Nome/Alaska das erste Mal wieder, das heißt: erstmals wieder mit „normalem“ Schuhwerk und ohne „Spritzschutzhose“ an Land. Für Kapitän Obrist Gelegenheit, die Eisschäden am Schiff zu inspizieren und alles wieder auf Hochglanz bringen zu lassen.
Mit unserem gecharterten Pendelbus lassen wir uns die steile Hauptstraße hinauf bis zum Fisch- und Fleischmarkt kutschieren – hier wird zentral alles verkauft, was den Jägern zu Wasser und zu Land nicht schnell genug entfleuchen konnte: Arctic char, Meerwolf, Lachs, Krustentiere und Rentierfleisch. Unsere Chefköchin kauft den kompletten frischen Fischfang des Tages auf und wird uns in den nächsten Tagen mit leckeren Menuvariationen verwöhnen.
Schön anzusehen auch die Auslagen in der Bäckerei des Supermarktes.
Als die Regierung in den 1960er Jahren damit begann, die Einwohner der kleinen Dörfer
in eigens dafür errichtete Sozialwohnungen in den Städten umzusiedeln, wuchs „Sisimiut“ zur heute zweitgrößten Stadt Grönlands mit 5200 Einwohnern heran. Man versucht heute, diese tristen Plattenbauten zumindest mit frohen Farben in gutem Zustand zu erhalten... Gleich nebendran das „Sisimiut-Hotel“ mit Kongreßzentrum und gegenüber eine „Nissenhütte“, wie wir sie aus Hamburg aus den Nachkriegsjahren noch kennen.
Doch die kleine Stadt hat auch reizvollere Seiten, so zum Beispiel den kleinen Altstadtkern mit Kirche und Museum, das man durch zwei gegeneinander gestellte Walkiefer von je 7m Länge betritt. Auf dem Gelände kann ein historisches Torfhaus besichtigt werden, so dass man einen kleinen Eindruck erhält, wie die Menschen seinerzeit gelebt haben.
Eine schöne kleine Ortschaft, die bis 1970 auf den Namen „Holsteinborg“ gehört hat, unter dem sie 1764 durch die Dänen gegründet wurde, allerdings erst nach heftiger Gegenwehr vor allem der dort seit dem 15. Jahrhundert stationierten Walfänger aus mehreren europäischen Staaten.
Der Ort ist umgeben von schöner Landschaft, die sich uns der Jahreszeit entsprechend in herrlichen Farben präsentiert. Hier am Dorfrand finden wir auch das Haus eines uns wärmstens empfohlenen Mineralogen, dessen Frau ganz nebenbei herrliche Felle modern verarbeitet – der Polarfuchs hat es Helga besonders angetan.....
Auf unserem Rundgang entdecken wir noch eine Menge sehr idyllischer Ecken, z. B. das kleine Haus mit Wäschetrockner, ein Holzgestell, auf dem Walfleisch zum Trocknen als Winterfutter für die Hunde aufgehängt ist, eine fürsorgliche Schlittenhund-Mama mit ihrem Neugeborenen und ein aufmerksamer Schlittenhund-Papa, der dem wilden „Halbstarken“ seine Grenzen aufzeigt...
Eine plötzlich in „Turbo“-Geschwindigkeit herein ziehende Gewitterfront mahnt uns zur Rückkehr zum Schiff, und wir eilen die steile Hauptstraße hinunter zum Hafen. Im kleinen Binnenhafen liegen noch einige mit Harpunen bestückte Wal- und Robbenfangboote. Als wir gerade an Bord gehen, versucht ein Pott der „Royal Greenland“, einem grönländischen Fischereiunternehmen, sich in die enge Lücke zwischen uns und die „National Geographic Explorer“ an die Pier zu schieben, muss dann jedoch aufgeben und warten, bis wir abgelegt haben.
Vorher jedoch erhalten wir eine eindrucksvolle Demonstration eines Einheimischen in der Fertigkeit mit dem Kajak - insgesamt 17 Variationen von Eskimorollen im eiskalten (6° C ) Wasser - tolle Leistung!
Um 16:00h heißt es: Leinen los und wir legen mit großem Getöse unserer Schiffssirene ab - und alle umliegenden Schiffe antworten! Wir nehmen Kurs auf „Nuuk“, 199 NM (369 km) südöstlich.