Knut + Helga Nordwest Passage
Knut + Helga Nordwest Passage

TAG 44 – Mittwoch 28. August 2013

 

 

Auf unserem Weg entlang der schönen südgrönländischen Küste - bei traumhaftem Wetter - tauchen immer wieder herrlich geformte Eisberge auf .

 

 

Um  13.00 Uhr erreichen wir  „Qaqortoq“ (alter dänischer Name: „Julianehab“), mit 3.500 Einwohnern der größte Ort Südgrönlands. Die Pier liegt auf  N 60° 43´03´´ und W 046° 02´12´´ - und wir werden herzlich begrüßt.

 

 

 

In der Bucht treiben noch vereinzelte Eisberge, aber an Land blüht und grünt es.....

 

 

Über das gesamte Stadtgebiet verteilt finden wir Steinskulpturen aus dem Projekt „Sten og Menneske“, das die ortsansässige Künstlerin „Aka Hoegh“ in den Jahren 1993/1994 initiiert hat:  18 Künstler aus den nordischen Ländern haben die im Ort vorhandenen Granitwände bearbeitet bzw. frei stehende Skulpturen gestaltet. Wie wir selbst im Bild festhalten können, wird das Projekt – übersetzt: „Stein und Mensch“ - hier sehr wörtlich genommen....

 

 

Von der Höhe haben wir einen tollen Ausblick – und von hier aus scheint der kleine Hafen mit unserer „Bremen“ ziemlich voll belegt zu sein! Links unter uns erhebt sich die in den 1970er Jahren errichtete moderne „Gertrud-Rask-Kirche“, benannt nach der Gattin des Missionars „Hans Egede“, dem Gründer von „Nuuk“. Neben dem Wandgemälde ist besonders die Altartafel der Künstlerin „Maria Haagen-Müller“ bemerkenswert: die Motive basieren auf der Flora Grönlands.

 

 

 

Der Dorfplatz inmitten des alten Ortskerns - mit teilweise noch vorhandenen 200 Jahre alten Gebäuden - wird dominiert von dem ältesten Springbrunnen Grönlands. Im ältesten Haus ist das Museum untergebracht. Hier waren sowohl „Knut Rasmussen“ als auch „Charles Lindberg“ zu Gast, der eine logierte im „roten Zimmer“, der andere im „blauen Zimmer“.

 

 

Das Museum zeigt eine Sammlung von „Ulus“, so genannte „Frauenmesser“ der Inuit, aus verschiedenen Regionen Grönlands, und neben einer Jacke aus Darmhaut sehen wir Jagdkleidung aus Tierhaut und Robbenfell und farbenfrohe traditionelle Kleidung.

 

 

Typisch sind die „Tupilak“,  kunstvoll geschnitzte mythische oder spirituelle Wesen, die an Trolle oder Kobolde erinnern. In der Mythologie grönländischer Inuit wurde der „Tupilak“ durch geheime Zeremonien von Menschen zum Leben erweckt, um einem Feind gezielt Schaden zuzufügen oder ihn gar zu töten. Später wurden diese Skulpturen zum reinen Sammlerobjekt. Nach heutiger Auffassung darf ein als Glücksbringer geschenkter „Tupilak“ nicht weiterverschenkt werden, da er dem Beschenkten sonst Unglück bringt....

 

 

Vom Dorfplatz führt eine schmucke Holzbrücke über den kleinen Fluss zur historischen Kirche aus dem Jahr 1832. Hier wird der Rettungsring, das einzige Überbleibsel der im Januar 1959 gesunkenen „MS Hans Hedtoft“,  aufbewahrt. Das Schiff, speziell gebaut für Fahrten im Eis, kollidierte auf seiner ersten Reise von Grönland nach Dänemark in einem schweren Sturm  mit einem Eisberg und verschwand mitsamt der 95 Menschen an Bord spurlos.

 

 

Ein älterer Einheimischer führt uns vor dem Altar einen alten Trommeltanz vor – seine Erläuterungen dazu übersetzt ein junger Mann für uns ins Englische: es geht mal wieder um Liebe!

 

Allmählich wird die Zeit knapp – wir werden an Bord erwartet, denn heute Abend haben wir noch ein weiteres Ziel auf dem Programm.

 

 

Um 17:00h lichten wir Anker und nehmen Kurs auf „Hvalsey“, eine alte Wikinger-Siedlung - eine Strecke von ca. 13 NM (24 km). Der Wikinger „Eric der Rote“ gilt als Entdecker Grönlands; während seiner Verbannung im 10. Jahrhundert gründete er die wohl erste Siedlung. Ein Bootsanleger macht eine trockene Anlandung mit dem Zodiac möglich – und eine Überraschung am Ende unseres Landgangs....

 

 

Der Ruinenkomplex, bestehend aus den Resten einer Kirche und einem Gut mit Wohnhaus, Ställen, Heuschobern und Vorratshäusern, war von 985 bis ins 15. Jahrhundert hinein besiedelt. Ein schriftlicher Bericht zeugt von einer Eheschließung im Jahr 1408. Es ist nicht dokumentiert, warum die Normannen die zuerst begeistert begonnene Besiedlung – der Name „Grönland“ (= Grünland) geht auf ihre Namensgebung zurück – aufgegeben haben.

 

 

Im stimmungsvollen Sonnenuntergang versammeln wir uns vor der Kirchenruine aus dem Jahr 1300 zu einer kleinen Feier – passend musikalisch gestaltet von unserer Bord-Sopranistin Stephanie C. Braun.

Und dann die gelungene Überraschung: Champagner für alle! 

 

Um 21:00h heißt es: Anker auf und Kurs auf „Unartoq“ , 70 NM (130km) entfernt.