Knut + Helga Nordwest Passage
Knut + Helga Nordwest Passage

TAG 35 - Montag 19. August 2013

 

In der Nacht bei N 70°52´39´´ und W 097°13´49´´ erreichen wir in der „Franklin Strait“ querab der Insel „Prince of Wales Island“ ein erstes kleineres Eisfeld. Die Schollen verdichten sich schnell und langsame Fahrt ist angesagt. Trotz aller Künste der Navigation lassen sich Kollisionen mit den Schollen nicht vermeiden. Bis zu einer bestimmten Eisdichte kann die „MS Bremen“, ausgestattet mit der höchsten Eisklasse für Passagierschiffe E4 (= 1A Super), Schollen bis zu 1m Dicke zerschneiden und zur Seite drücken. Dann rummst und knirscht es heftig und an Schlafen ist nicht wirklich zu denken....

 

 

Um 9:00h treffen wir bei N 72°02´06´´ und W 096°07´13´´ auf den kanadischen Eisbrecher „IB Henry Larsen“, der uns durch den „Peel Sound“ voraus fahren wird. Schon um 10:30h hören die Eisfelder abrupt wieder auf und wir können vorerst volle Kraft laufen. Bei N 73°14´51´´ und W 096°00´23´´ erreichen wir das nächste Eisfeld. Vom Heck der „Henry Larsen“ startet gegen 17:30h ein Helikopter, um die Eissituation voraus zu erkunden und die beste Route auszukundschaften. Nach ca. einer Stunde – und einer Ehrenrunde um die „MS Bremen“ – landet er wieder auf dem Eisbrecher.

 

 

Um 19:30 Uhr gibt es wieder „Eisbär-Alarm“ – wir versuchen, uns möglichst dicht an die Eisscholle mit dem Eisbären heran zu schieben – und so können wir gut beobachten, wie er sich über „seine“ Scholle bewegt – auch er beobachtet uns neugierig.

 

 

Leider haben wir nicht allzu lange Zeit – die „Henry Larsen“ wartet schon ungeduldig – sie muss ja ihren Job erledigen! Und wir beeilen uns, sie wieder einzuholen, was nicht so ganz einfach ist: die „Henry Larsen“ ist knapp 100m lang, fast 20m breit und kann mit ihren ca. 16.000 PS auf 16 Knoten aufdrehen und ist äußerst wendig. Die „MS Bremen“ dagegen ist 111m lang, 17m breit – also längst nicht so wendig - und leistet mit gerade mal knapp 6.600 PS maximal 15 Knoten.  

 

 

Wir haben jetzt eine Eisabdeckung von 9/10 und das Eis hat eine Dicke von bis zu 3 Metern – das hätte die „MS Bremen“ alleine nicht geschafft! Die „enryHHHenry Larsen“ fährt volle Leistung und hat gut zu tun. Wir müssen möglichst dicht dran bleiben, denn die Eisdecke schließt sich relativ schnell wieder. Es ist schon sehr aufregend und spannend! Es knallt und knirscht ständig und wenn wir die Kurven des wendigen Eisbrechers nicht ganz sauber nachfahren können, kommt es zu heftigen Kollisionen mit größeren Schollen, die das Schiff ruckartig regelrecht „versetzen“. Unsere Geschwindigkeit beträgt nun nur noch etwa 2 – 3 Knoten (ca. 4 – 6 km/Std).

 

 

Das Eis hat wunderschöne Formen und Farben und bis spät in die Nacht begleiten uns Möwen in der Hoffnung auf aufgescheuchte Beute.

 

Auch für uns ist es eine unruhige Nacht und an Schlaf ist nicht zu denken – aber was macht das schon – genau deshalb sind wir doch hier!!