TAG 37 - Mittwoch 21. August 2013
Über Nacht sind wir nach Osten in den „Lancaster Sound“ eingefahren und haben die kurze Strecke bis nach „Beechey Island“ vor der Südwestküste von „Devon Island“ zurück gelegt. Der Anker liegt auf N 74°43´05´´ und W 091° 48´08´´. Nach kurzer Inspektion der Situation wird entschieden: hohe Welle, Neuschnee und Nebel sowie hereindrückendes Packeis stehen einem sicheren Landgang derzeit entgegen. Wir warten, ob sich die Lage eventuell verbessert, insbesondere die Sicht - wegen der Gefahr durch die Eisbären. Als es gegen 9:30h etwas aufklart, wagen wir eine kurze Stippvisite an die historisch bedeutsamen Stätte: hier wurden 1850 Reste eines Winterlagers sowie 3 Gräber entdeckt: erste Spuren der vermissten Franklin-Expedition.
Wir sind die Ersten an Land und stapfen durch den unberührten Neuschnee.
Etwas oberhalb des Strandes sind Überreste der „Northumberland Hütte“ zu sehen; sie wurde 1854 als Versorgungsdepot für eventuell zurück kehrende Mitglieder der Franklin-Expedition errichtet. Etwas weiter dahinter stehen wir dann vor der Gedenkstätte, die „Lady Franklin“ für ihren Gatten und die Mitglieder seiner Expedition errichten ließ. An einer eigens dafür errichteten Holzpyramide hinterlassen wir eine Rolle mit Gäste- und Crewliste – eine Tradition unter den Besuchern dieser Stätte.
Aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse werden wir die Gräber der Franklin Expedition am anderen Ende der Bucht nicht mehr aufsuchen. Am Strand türmt sich schon „gestrandetes“ Packeis und Neuschnee. Nach 20 Minuten ist uns kalt genug und Zeit für eine heiße Dusche an Bord....
Während unseres Landgangs hat sich das Packeis bis an die „MS Bremen“ heran geschoben und nach einer knappen Stunde sind wir bereits total eingeschlossen - für die jetzt erst zurück kehrenden Zodiacs eine große Herausforderung. Erst als sich unser Schiff um 100m versetzt, können die restlichen Passagiere an Bord.
Auch an Bord ist zwischenzeitlich der Winter eingezogen – und gleich hat sich jemand kreativ gezeigt....
Kurz nach 11:00h setzen wir unsere Fahrt im „Lancaster Sound“ nach Osten fort. Unterwegs begegnen wir der „Sea Adventurer“, die sich – wie wir – durch das Packeis kämpft.
Ein Eisbär lässt uns ziemlich links liegen - hat er vielleicht die Robbe gewittert, die etwas weiter entfernt ganz ruhig auf dem Eis vor sich hin döst?
Das Wetter klart auf und die Sonne zeigt sich – das nutzt Kapitän "Obrist" und überrascht uns mit einem ganz besonderen Event: Anlandung auf dem Packeis bei N 74° 36´17´´ und W 091° 23´15´´! Zuvor prüfen Kapitän und Expeditionsleiter die Festigkeit – dann kann es losgehen!
Es ist schon ein tolles Gefühl, mitten im Ozean lediglich Eis unter den Füßen zu haben. Unser „Eisbär“ ist natürlich auch dabei und zur Feier des Tages gibt es noch ein Gläschen Aquavit. Dann zurück an Bord und weiter geht’s.
Querab kreuzt ein russisches Kreuzfahrtschiff und steuert direkt auf eine Bärin mit 2 Jungen zu – für uns noch zu weit entfernt und leider unerreichbar. Und ein kanadisches Aufklärungsflugzeug fragt nach unseren Daten und woher und wohin.... Man ist doch nirgendwo allein!!
Wir machen noch einen Abstecher in die „Radstock Bay“, eine tiefe Bucht mit schönen Felsformationen. Wir passieren „Cape Liddon“, wo im Sommer abertausende Eissturmvögel brüten und steuern dann den „Caswall Tower“ mit 196 m Höhe an; hier wurden die ersten Langzeit-Filmaufnahmen von einer Eisbärin mit ihren Jungen gemacht. Wir wenden bei N 74° 42´03´´ und W 091°08´30´´, passieren den „Waldegrave Bluff“ und verlassen die Bucht, um Kurs auf „Dundas Harbour“ an der Südostküste von „Devon Island“ zu nehmen.